Kontrolliertes Trinken – geht das?
Um es gleich vorweg zu nehmen – ich sprechen so was nicht gern an. Schon deshalb nicht, wenn solche Theorie verbreitet wird! Auch wenn teilweise darauf hingewiesen wird, dass sich "kontrolliertes Trinken" nicht realisieren lässt, kann es bei Betroffenen falsche Hoffnungen wecken und möchten mit dieser Aktion aufklären und Betroffene (insbesondere trockene alkoholkranke Menschen) vor Versuchen mit "kontrollierten Trinken" eindringlich warnen.
"Kontrolliertes Trinken" heißt, den eigenen Alkoholkonsum nach einem zuvor festgelegten Trinkplan und nach bestimmten Regeln auszurichten.
Es ist ursprünglich für Menschen gedacht, die zwar viel Alkohol trinken, dabei aber (angeblich) nicht alkoholabhängig sind. In der Tat gibt es "Vieltrinker", jedoch ist diese Spezies weniger häufig vertreten. Da jedoch die Übergänge zwischen Missbrauch, Abhängigkeit und Sucht fließend sind, kann niemals mit Gewissheit festgelegt werden, wer "Kontrolliertes Trinken" anwenden kann und wer nicht. In dieser Phase sind die Betroffenen jedoch bereits in ihrer Sucht gefangen. Nur Abstinenz könnte den Fortschritt der Alkoholkrankheit stoppen.
Viele Menschen können in Maßen trinken - es heißt, sie können mit Alkohol umgehen. Sie trinken gelegentlich, verspüren kein Verlangen nach mehr Alkohol und haben auch keine Probleme, auf das Trinken zu verzichten.
Wer jedoch einer selbst, oder auch therapeutisch auferlegten Kontrolle bedarf, hat bereits ein ernsthaftes Alkoholproblem! Der Versuch, "kontrolliert" zu trinken zeigt, dass zuvor ein Kontrollverlust eingetreten sein muss. Nun wird probiert, "kontrolliert" zu trinken, was aber zu keinerlei Befriedigung des Trinkverlangens führen kann, da die Betroffenen nicht mehr die Menge bekommen, die sie bräuchten, um sich Wohlzufühlen.
Vergleichen wir das mit einem Beispiel: Man hat fürchterlichen Hunger, bekommt aber nur ein Salatblatt zugeteilt und soll damit satt und zufrieden sein.
Für die Betroffenen ist das "Kontrollierte Trinken" folglich mehr eine Qual, als ein Nutzen. Es werden Bedürfnisse geweckt, die nicht befriedigt werden. Es ist im Endeffekt also leichter, ganz auf den Alkohol zu verzichten.
Viele trockene Alkoholiker meinen, nach einer kürzeren oder längeren Abstinenzphase, wieder mit Alkohol umgehen zu können. Nicht wenige fallen über "Kontrolliertes Trinken" in diesen Irrglauben. Der Alkoholkranke versucht nun nach seinem oder vom Therapeuten empfohlenen, vorher festgelegten, Trinkschema Alkohol zu trinken. Erstaunlicherweise mag es bei dem ein oder anderen über einen gewissen Zeitraum zu funktionieren - aber die Zeitbombe tickt!
In bekannten Fällen wurde die sich zugestandene oder vereinbarte Alkoholmenge eigenmächtig nach und nach gesteigert. Am Ende wurde exzessiver als je zuvor getrunken.
Für mich sind derartige Experimente "kontrolliert" zu trinken nichts anderes als schleichende Rückfälle. Anzumerken ist zudem, dass die meisten, die sich in "kontrolliertem Trinken" versucht haben, binnen kürzester Zeit (bis 4 Wochen) wieder in ihr altes Trinkmuster zurückgefallen sind. Es ist kein Fall bekannt, der es länger als ein Jahr geschafft hat!
Ich warne ausdrücklich davor, unter gegebenen Voraussetzungen "Kontrolliertes Trinken" auszuprobieren! Es ist unverantwortlich, dass Leute, von denen man eigentlich annehmen sollte, sie hätten die nötige Fachkenntnis, zu diesen gefährlichen Versuchen animieren. Und noch schlimmer, dies als therapeutische Maßnahme zu verkaufen und sich so auf Kosten derer, die ihnen guten Glaubens vertrauen, zu bereichern.
Auszug aus: http://www.a-connect.de/kt.php